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Interview mit der Unternehmerin des Jahres 2018 des Landes Brandenburg, Kerstin Hansmann

Am 17. Mai ist Kerstin Hansmann, Geschäftsführerin der Metall- und Balkonbau Hansmann GmbH, als Unternehmerin des Jahres 2018 des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden. Unser Bundestagsabgeordneter Prof. Martin Neumann hat das Unternehmen kürzlich besucht und über Fragen der Wirtschafts-, Infrastruktur-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik gesprochen. Nicht nur an die Bundesebene hat sie klare Forderungen. Auch dem Land Brandenburg schreibt das FDP-Mitglied Einiges ins Stammbuch:

Frau Hansmann, Sie sind vom Land Brandenburg als Unternehmerin des Jahres 2018 ausgezeichnet worden. Was macht eine gute Unternehmerin aus?

Das zu beurteilen, überlasse ich gern anderen. Fakt ist: hinter jedem erfolgreichen Unternehmen steht ein engagiertes Team, in dem alle an einem Strang ziehen. Ich freue mich sehr, dass mir ein solches Team zur Seite steht – allen voran der Technische Betriebsleiter. Gestatten Sie mir noch eine zweite Bemerkung zur erfolgreichen Entwicklung: Wir haben das Unternehmen 1997 gemeinsam mit meinem Vater gegründet. Seinem Erfindergeist haben wir viel zu verdanken.

Ihre Firma liegt verkehrsgünstig unmittelbar an der A 12, direkt in einem Gewerbegebiet. Trotzdem gibt es immer wieder Probleme mit der Infrastruktur. Wo genau klemmt es?

Es nutzt wenig, in einem Gewerbegebiet mit direkter Autobahnanbindung ansässig zu sein, wenn zum einen die Rahmenbedingungen im Gewerbegebiet auf dem Stand der 1990er Jahre stehengeblieben sind, wenn Industrie 4.0 zwar in aller Munde ist, allerdings wesentliche Voraussetzungen fehlen – schnelles Internet zum Beispiel.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zum anderen ist eine direkte Autobahnanbindung schön und gut, wenn sie denn durchgängig und verlässig passierbar wäre. Es ist ein Unding, wie häufig der Verkehr umgelenkt wird, die Autobahn streckenweise gesperrt oder völlig dicht ist. Ganz zu schweigen von den Dauerbaustellen überall.

Sie beschäftigen rund 80 Personen, darunter viele Spezialisten. Wie schwer ist es, Fachkräfte zu finden und was tut Ihr Unternehmen und was sollte Politik tun, um auf die Situation zu reagieren?

Hier ziehen wir wirklich alle Register. Dazu gehört – neben den klassischen Instrumenten der Personalentwicklung – völlig neue Wege zu beschreiten. So sind wir dabei, ein Mitarbeiter wertschätzendes Benefits-System einzuführen, das über übliche Zuwendungen und Extras hinausgeht. Eine Arbeitgebermarke zu entwickeln, ist ein nächster Schritt, um in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden.

Einen anderen Ansatz braucht aus meiner Sicht die Bildungspolitik. Unmittelbar nach dem Abitur – ohne jegliche praktische Orientierung und Erfahrung – ein Studium aufzunehmen, führt nicht nur zu hohen Abbrecherquoten. Vielmehr tun wir gerade so, als müsste jeder studieren oder berühmt werden. Einen Beruf zu erlernen, der Freude macht, kann einen durch das ganze Leben tragen.

Für noch fragwürdiger halte ich, vom Abitur über ein Studium eine Politikkarriere anzustreben, also ohne jemals einen Beruf erlernt und ihn ausgeübt zu haben. Da geht jeglicher Bezug zur Basis verloren. Oder noch schlimmer, er ist überhaupt zu keiner Zeit auch nur ansatzweise vorhanden. Wohin das führt, wenn Politik am Leben und den Menschen vorbeiläuft, wissen wir alle. Da ist Politikverdrossenheit noch das geringste Übel.

Sie sind nicht nur erfolgreiche Unternehmerin, sondern auch FDP-Mitglied. Angenommen, Sie könnten für eine Wahlperiode die Seiten tauschen: Welches wären die ersten Dinge, die Sie angehen würden?

Ich würde alles dafür tun, um die mittelständische Wirtschaft zu stärken. Mehr als hilfreich wäre schon, wenn sie überhaupt einmal als das wahrgenommen wird, was sie ist – nämlich die tragende Säule der Gesellschaft, die gehegt und gepflegt werden muss. Davon sind wir weit entfernt. Es geht längst nicht mehr nur darum, bei Schülern, Studenten oder Lehrkräften ein gewisses Verständnis für praktische Berufe und die Wirtschaft zu vermitteln. Ich würde beispielsweise auch Entscheidungsträger in Ministerien verbindlich dazu verpflichten, alle zwei Jahre mindestens für 14 Tage ein Praktikum bei einem Mittelständler zu absolvieren. Dann würden wir alle wissen, wovon wir reden und worauf es in der Praxis wirklich ankommt.


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